19.08.2014

Kameraausrüstung im Urlaub

Die teuere Kamera auf Reisen bereitet immer ein mulmiges Gefühl

Was für ein Fototyp bin ich ?

Für den ambitionierten Hobbyfotograf stellt sich irgendwann die Frage: Fahre ich ich in den Urlaub zum Fotografieren oder fotografiere ich im Urlaub?

 

Jeder Fotograf überlegt auf jeden Fall sehr genau, welches Equipment mit in den Koffer kommt. Zahlreiche Threads unsicherer Fotografen im Netz zeugen davon.

 

Zweifel kommen auf. Nur das billige Zoomobjektiv ist vielleicht ein zu großer Kompromiss, also sollte schon das gute 70-200 mit? Wozu hat man es sich denn zugelegt, wenn nicht für diese außergewöhnlichen Motive, die man im Urlaub vorfindet. Etwas Lichtstarkes vielleicht, weil man im Urlaub plötzlich die Available Light Fotografie für sich entdeckt und steckt ein 50 mm 1.8/1.4 dazu. Für Landschaftsaufnahmen wird ein 16-85 beigefügt und der wichtigste Bereich ist abgedeckt. Hier scheiden sich die Geister. Viele Hobby-Fotografen ziehen die Flexibilität und Reaktionszeit mit einem Super-Zoom im Urlaub dem letzten Quäntchen an Abbildungsleistung vor. Immer in jeder Situation die richtige Brennweite greifbar zu haben, ist auf jeden Fall etwas wert, zumal ein Objektivwechsel an schwierigen, windigen oder schmutzigen Stellen nicht zu empfehlen ist.

 

Welches Equipment nehme ich mit

Der einfache kleine Kamerarucksack stößt bereits mit dem langen Teleobjektiv an seine Grenzen und treibt das Kopfzerbrechen nur an. Das sperrige Dreibein-Stativ tut sein übriges. Muss ich das wirklich alles mitschleppen? Sollte ich das teuere Equipment wirklich mitnehmen in Länder, in denen die Einwohner vielleicht Jahrzehnte dafür büffeln müssten? Wo Langfinger nur auf jemanden wie mich warten, der mit einem gelben Nikonschild durch die Welt rennt?

 

Wenn ich mit dem Auto in den Urlaub fahre, ist die Antwort auf alle diese Fragen einfach. Dann schleppe ich vermutlich die gesamte Ausrüstung mit in den Süden. Die Gefahr, dass ich in meinem Urlaubsort plötzlich einen Schneeleoparden in freier Wildbahn vorfinde und dann mit einem 100 Euro Plastikbecher verwaschene Fotos von ihm knipse, ist einfach zu groß.

 

Werde ich meine Reise aber mit dem Flugzeug antreten, muss ich genauer überlegen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich im Urlaub zu 80 % bestens ausgerüstet bin, wenn ich mein Nikon 16-85 dabei habe. Dieses bleibt dann die meiste Zeit auf dem Body. Wenn es wilde Tiere gibt, kommt das Nikon 70-200 f4 mit in den Rucksack, womit ich Wildlife fotografieren aber auch akzeptable Makros machen kann.

 

 

Ein Stativ brauche ich im Urlaub nicht zwingend, ggf. ist ein Einbein ausreichend oder ein kleines Gorillapod. Jeder sollte auf seine Fotografiegewohnheiten zu Hause schauen, denn die werden sich auch im Urlaub kaum ändern.

 

Ansonsten ist auf jeden Fall ein zweiter Akku unabdingbar, natürlich Gegenlichtblenden und ggf. Filter. Ich habe z.B. am Strand einfach ein besseres Gefühl mit einem Clearfilter, der die Linse vor Salzwasser und Sandkörnchen schützt. Ich ziehe einen Rucksack jedem Toploader vor. Außerdem würde ich empfehlen für Rucksäcke, die keinen integrierten Regenschutz haben, einen zusätzlichen Überwurf zu kaufen. Ich habe zum Beispiel diesen Regenüberzug von Deuter, welcher sich einfach und schnell über den Rucksack spannen lässt und mir bei extremen Regenfällen auf Kuba gute Dienste leistete.

 

Die Kameraausrüstung sollte am Flughafen grundsätzlich als Handgepäck aufgegeben werden, da sie den etwas härteren Transport des Koffers unter Umständen nicht überlebt. Ich habe den Rucksack während des ganzen Flugs sicher unter dem Vordersitz platziert. Stative packt man besser in den großen Reisekoffer, denn diese führen oft zu langen Diskussionen mit dem Sicherheitspersonal und werden gerne mal fälschlicherweise als Waffe angesehen. Wenn man sensibles Equipment doch in den Koffer packen muss, dann gut isoliert in der Mitte zwischen weichen Handtüchern oder Kleidungsstücken.

 

Das Formelle und die Nämlichkeitsbescheinigung für die Wiedereinreise

Hat man sich dann schlussendlich für die Technik entschieden, kommt der formelle Teil.

 

Am Flughafen meldet man sein Equipment beim Zoll an, so dass es bei der Wiedereinreise nicht zu Missverständnissen kommt. Das Ganze ist mit Hilfe einer sogenannten Nämlichkeitsbescheinigung schnell erledigt. Dieses Formular kann man auf der Seite des deutschen Zolls herunterladen und direkt ausfüllen. Angegeben werden z.B. der Body, alle Objektive und das Stativ - am besten mit Seriennummer, denn dann kann der Zollbeamte jedes Stück eindeutig identifizieren. Hier lassen sich natürlich nicht nur die Kameraausrüstung angeben, sondern zum Beispiel auch Smartphone, eReader und Co.

 

Die Liste lässt man sich nun an der Zollstelle im Flughafen vom freundlichen Beamten vor der Abreise abstempeln und führt sie auf der Reise mit sich. Alternativ kann man auch sämtliche Rechnungen bzw. Kopien davon mitnehmen, was allerdings weitaus aufwendiger ist. Bei der Wiedereinreise kann es passieren, dass man nach den Dokumenten gefragt wird, daher sollte man diese immer griffbereit haben.

 

Die Kamerea im Safe

Ein 70-200 f 2.8 oder größere Objektive werden in die wenigstens Zimmersafes passen, diese sind oft sehr klein bemessen und eher für kleinere Utensilien, wie Geldbörse und Reiseunterlagen gedacht. In meinem letzten Urlaub auf Kuba passte das 70-200 f4 gerade so quer hinein. Für ein großes 2.8er hätte es nicht gereicht. Davor positionierte ich den reinen Body und hochkant das 16-85 in die Ecke. Damit war der kleine Safe komplett dicht aber ich für meinen Teil glücklich alles untergebracht zu haben.

 

Für unterwegs haben wir uns eine Art portablen Safe besorgt. Der Pacsafe Travelsafe 20L ist eine Art Sicherheits-Sack, in den stabiler Draht eingenäht wurde und der mit einem Schloss an Fixpunkten festgemacht werden kann. Es gibt ihn in verschiedenen größen, als kompletten Rucksack aber auch, wie in meinem Fall, als Innenteil für normale Rucksäcke oder Taschen.

 

Tipp: das beigefügte Schloss durch ein Nummernschloss ersetzen, dann muss man auch nicht auf einen Schlüssel aufpassen.

 

Am Strand kann man so ruhigen Gewissens ins Wasser gehen, wenn die Wertgegenstände sicher im Pacsafe liegen und diesen z.B. an einem Baum fixiert ist.

 

Kameraversicherung

Wer auf buchstäblich Nummer sicher gehen will, kann eine Kameraversicherung abschließen. Diese gibt es in unterschiedlichen Preisklassen und mit stark variierenden Leistungen. So sollte man auf jeden Fall genau darauf achten, bei welchen Fällen die Versicherung überhaupt leistet. Oft ist zum Beispiel Diebstahl ausgeschlossen.

 

Weitere wichtige Punkte, die man beachten sollte: Transportschäden, Wasserschäden, Glasbruch, Sturzschäden etc.

 

Die Versicherungen kosten im Allgemeinen zwischen 150 und 400 Euro im Jahr. Hier muss jeder Fotograf für sich entscheiden ob er bereit ist, diesen Betrag zu zahlen, um sein Gewissen zu beruhigen.

 

Fazit

Ein Urlaub ist dazu da, sich zu erholen. Da sollte man sich nicht zu viel den Kopf zerbrechen müssen.

 

Ich empfehle die Objektive mit auf Reisen zu nehmen, die am besten zu den Fotografiegewohnheiten passen, die die entsprechende Flexibilität zulassen und mit denen man sich auskennt. Die Zeit ist im Urlaub oft knapp und das schönstee Motiv vielleicht bereits über alle Berge, wenn man vorher erst alle Einstellungen checken muss.

 

In den meisten Urlaubsländern sind Ängste vor Diebstahl u.s.w unbegründet, hiervon sollte man sich den Urlaub nicht verderben lassen. Wenn man ein wenig auf das Equipment Acht gibt und auf Reisen auch nicht absichtlich "dick aufträgt" kann man seinen Aufenthalt genießen und kommt mit tollen Urlaubsfotos zurück.

Kameraequipment im Urlaub

Teleobjektiv 70-200 f4 auf Reisen